Ich backe gerne und ich glaube auch ganz passabel aber ich sehe mich nicht als überragend guter Bäcker. So ist es nicht verwunderlich, dass ich jedes Mal abgewunken habe, wenn mein Partner und Freunde zu mir gesagt haben: du musst da hin – du gehörst da hin.
Warum sollte gerade ich es in diese Sendung schaffen, bei den vielen wirklich tollen HobbybäckerInnen die man z.B. auf Instagram sieht.
Mir hat letztlich ein unmissverständlicher Tritt
in den Hintern gefehlt, den ich nicht ignorieren konnte: eine ehemalige Auszubildende hat mir einfach den Link zum Bewerbungsformular geschickt und trocken dazugeschrieben: du meldest dich dort an und zwar jetzt.
Ich habe dann das Bewerbungsformular ausgefüllt, abgeschickt und direkt gesagt: da wird eh nichts passieren. Das dachte ich genau 1 Stunde lang und dann erhielt ich einen Anruf von der Produktionsfirma der Sendung und führte mit einem wahnsinnig netten Mitarbeiter mein erstes Telefonat.
Es war mittlerweile Anfang 2020 als mich dieser Mitarbeiter wieder anrief und mir mitteilte, dass ich es
ins Live Casting nach Köln geschafft habe. Ich dachte zuerst, ich höre nicht richtig und ob er wirklich mich meint. Beides wurde lachend bejaht. Zum Casting durften wir eine Torte mitbringen,
die von einer Jury verkostet werden sollte. Man sagte mir, dass insgesamt 90 HobbybäckerInnen zu den Castings an insgesamt 3 Standorten eingeladen werden und, dass nach der Verkostung die Hälfte gehen muss. Die verbliebenen HobbybäckerInnen kommen dann direkt in ein Live Backen ähnlich einer technischen Prüfung mit Kamera und allem was dazugehört. Von diesen 45 Live Bäckern schaffen es dann 10 in die Sen-dung. Ich dachte mir: die Chance ist verschwindend gering aber ich werde es definitiv versuchen.
Die Torte sollte sowohl von der Optik als auch dem Geschmack den eigenen Backstil repräsentieren. Ich habe mich für eine Torte im Gatsby Stil entschieden mit Himbeere und Zitronengras als Thema für den Geschmack.
Der Tag des Castings kam und ich bin um 5 Uhr morgens zusammen mit meinem Partner und einer lieben Freundin nach Köln aufgebrochen.
Ja, ich war nervös, weil ich nicht wusste, was mich erwartet und weil ich eine zweistöckige Torte 300 km zu transportieren hatte.
In Köln angekommen ging es zur Registrierung und man befand sich in einem Raum mit 29 anderen HobbybäckerInnen wieder mit unglaublichen Torten. Ich war eingeschüchtert und beeindruckt zugleich und dachte mir: verbuche es als schöne Erfahrung aber du wirst nicht lange hier sein. Bevor es in die Verkostung ging wurden alle Torten auf einem Drehteller gefilmt. Hier überraschte mich mein Partner mit einem Fan-Shirt auf dem er ein Logo mit meinem Gesicht aufgedruckt hatte – ich habe davon im Vorfeld nichts mitbekommen und ich war wie so oft an dem Tag sprachlos.
Danach ging es in die Verkostung. Hier steht man das erste Mal vor einer Kamera und man bekommt Fragen gestellt während die Jury deine Torte verkostet. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich beim Anschneiden der Torte flapsig gesagt habe: Backen kann ich glaube ich ganz gut – das Anschneiden muss ich aber noch üben. Nach der Verkostung dachte ich wieder:
das war es dann für mich. Als die Jury vorgelesen hat, wer weiter ist dachte ich wieder mal: sie können unmöglich mich meinen. Das jubelnde Schreien meines Partners und meiner Freundin über-zeugten mich dann doch, dass tatsächlich ich gemeint bin.
Danach hieß es sofort backen und wir hörten zum ersten Mal die legendären Worte:
Auf die Plätzchen – fertig – backt!
Während man backt wird man wieder von Kameras bereitet und bekommt Fragen gestellt – so wie es auch im Backzelt sein könnte. Ich fand das gar nicht störend – im Gegenteil: mir hat das richtig viel Spaß gemacht.
Nach dem Backen wurde man noch in ein Einzel-interview gebeten und dann war der Tag auch schon vorbei. Auf dem Weg zum Auto habe ich dann langsam begriffen, was eigentlich passiert ist und ich nur noch eine Entscheidung von der Teilnahme in der Sendung entfernt bin. Dieser Tag war wahnsinnig anstrengend und gleichzeitig wunderbar. Ich habe so viele sympathische und talentierte BäckerInnen kennenlernen dürfen und das Team der Produktionsfirma hat alles dafür getan, dass dieser Tag etwas ganz besonderes für uns alle wird.
Dann begann die Zeit des Wartens. Zwei quälende Wochen lang. Und diese Zeit ist gefühlt unendlich langsam vergangen. An einem Freitag Abend bekam ich während ich gerade eine Geburtstagstorte gebacken habe einen Video-Anruf. Als sich das Bild aufgebaut hat, sah ich viele bekannte Gesichter vom Casting. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könne, warum man mich anruft und ich habe perplex geantwortet: Könnte es etwas mit dem GROSSEN BACKEN zu tun haben? Ich hatte die Lacher auf meiner Seite und dann habe ich tatsächlich die Worte gehört, die alles verändert sollten: Herzlichen Glückwunsch! Du bist dabei beim GROSSEN BACKEN!
Ich habe geschrien und bin wie von der Tarantel gestochen durch die Wohnung gerannt. Realisiert habe ich das zu dem Zeitpunkt nicht – auch die Tage darauf nicht. Das hat eine ganze Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich einer der 10 KandidatInnen im Backzelt sein werde.
Danach bekommt man relativ schnell eine Liste mit Aufgaben zur Verfügung gestellt mit einem recht straffen Zeitplan dahinter. Man ist aber dabei nicht alleine, sondern man hat einen Redakteur mit dem man alles bespricht, der einem Tipps gibt und der einen aufbaut, wenn man an einer Aufgabe am Verzweifeln ist.
Leider hat uns dann alle ein großes Thema 2020 heimgesucht: Corona. Ab dem Zeitpunkt war alles schwierig: wir wussten nicht, ob die Sendung dieses Jahr überhaupt stattfinden kann und haben zusätzlich das Problem gehabt, dass es fast unmöglich war Mehl, Zucker und Hefe in den aus-reichenden Mengen zu beschaffen, um die Rezepte vorbereiten zu können. Irgendwann kam das Go und es war klar die Sendung findet statt, wenn auch mit etwas Verspätung, da durch die Situation ein entsprechendes Hygienekonzept ent-wickelt werden musste.
Es ist zwischenzeitlich Sommer geworden und natürlich war ich gespannt, mit wem ich im Backzelt backen werde und was mich überhaupt er-wartet. Irgendwann war der Tag gekommen, an dem es losgehen sollte. Das Auto war bis unter den Rand vollgeladen und ich machte mich auf den Weg nach Stülpe…..
Fortsetzung folgt
Mein Weg zum GROSSEN BACKEN –
oder wie ich mich endlich getraut habe
mutig zu sein.